rebecca-wolff Rebecca Wolff

Handelt vom Leben.


Histoire courte Déconseillé aux moins de 13 ans. © Eigenes Werk

#schau #mich
Histoire courte
2
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Teil 1

Lange war es her. Es fühlte sich an als wären hundert Jahre vergangen und ich eine alte Frau von Ende siebzig, ein Leben hinter sich, vielen Erfahrungen und hatte ihn verloren. Ihn, die Liebe meines Lebens. Es war meine Schuld gewesen. Sein letzter Kuss, seine blaugrauen kühlen Augen, den stolzen Ausdruck, den ich nie vergessen hatte und sein aufrichtig ehrliches Lächeln. Ich spürte heute noch seine kratzigen dunkelblonden Bartstoppeln an meinen Wangen als er mich geküsst hatte. Warum war ich so dumm gewesen. Aber ich war naiv gewesen, eine junge Frau mit dem Wissen eines Mädchens, anderen Wünschen und hatte seine Liebe nicht immer anerkennen können und das hatte ihn bestürzt. Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Ein Glas Wasser zu einem Kaffee vor mir auf dem gläsernen Tisch im Restaurant, den Zwetschgen Kuchen den ich noch nicht einmal angerührt hatte und den Blick auf den See, der verschlungen im Nebel vor mir lag. Die Leute um mich herum aßen, manche tranken wie ich einen Kaffe, elegante ältere Damen und deren Ehemännern, jungen Leuten, Kindern, kichernden Jugendlichen, Familien. Der Raum war erfüllt von Stimmen und die Luft war sehr warm obwohl der Kellner ein Fenster vor ein paar Minuten höflich aufgemacht hatte als ihn ein junger Mann schroff darauf angesprochen hatte. Meinen Augen war die machthaberische Art nicht entgangen, jener Art von Arroganz die mich als junge Frau immer ärgerlich gemacht hatte und ich mich verständnislos abgewandt hatte. Heute durchschaute ich es. Arroganz besaßen jene Leute die sich als etwas besseres betrachteten doch sie wussten eigentlich tief in ihrem inneren Herzen dass sie sehr unsicher waren. Es war ein Restaurant wo man vor reservieren musste, jenes Restaurant für Leute die viel Geld besaßen, sich als was besseres sahen, aufreizenden jungen Frauen, nach Macht hoffenden Männern. Da hatte ich auf einmal eine simple Idee. Es war so einfach. Warum war ich nicht früher darauf gekommen? Ich suchte in meiner Handtasche. Da fragte eine junge zärtliche weibliche Stimme; "Kannst du das Fenster hinter die kippen. Ist total warm hier drin, falls du verstehst...?" Ich lächelte verhalten, ignorierte die junge Frau und ging auf ihre dreist wirkende Frage nicht ein. Suchend blickte ich in meine altmodisch wirkende Handtasche. Ein Geschenk von Danny, meinem damaligen Liebsten. Man duzte normalerweise ältere Frauen nicht. Außerdem war es draußen sehr kalt und ich wollte mir keinen kalten Zug holen. Es war bereits Ende November und ein steifer Nacken hätte mir gerade noch gefehlt zu meinen ohnehin schon steifen alten Gliedern. So etwas ärgerte mich schon lange nicht mehr. Die jungen Leute besaßen ohnehin keinen Verstand mehr. Sie hatten ja nur ihre Handys, die Diskotheken und vor allen Dingen sich selbst im Kopf. Egoismus war modern geworden. Dreistigkeiten Alltag. Das beste um sich selbst vor der neuen Tugend der Naivität zu schützen war Klugsinn und simpler Humor. Die Welt hatte sich verändert, die Leute auch. Es war nichts mehr wie früher. Ehrlichkeit war unmodern geworden. Wer Anstand, hohe Moral besaß galt gegebenfalls als dämlich, "uncool" und die Leute machten sich darüber im wahrsten Sinne des Wortes lustig obwohl sie genau wussten dass der Neid ihnen selbst schon lange das Leben zur Hölle gemacht hatte. Es war der Sinn der Dinge, alles hatte sich in dieser Welt verändert. Es existierte fast keine Ehrlichkeit und Liebe mehr. Es gab fast nur noch Neid und Hass, Betrug und Macht und dass die Leute alles im Überfluss besaßen machte sie noch habgieriger, Geld war heute die Zukunft geworden. Verstand, Liebe, Moral und Ehrlichkeit waren Geschichte. Leute die Moral besaßen und wussten was sie wollten, galten in den Augen der anderen als unkorrekt, kompliziert, behindert oder als verrückt. Es war mir egal was die unmoralischen Menschen über mich dachten. Ich wusste was sie über mich sagten. "Die verrückte Alte." "Die alte Beißzange." "Das Biest." Sollten sie nur reden. Jeder bekam das was er vediente. Wer schlechtes austeilte bekam es mehr als fünfmal zurück, wer aufrichtig Gutes austeilte bekam es mehr zurück als er selbst gestehen konnte. Die junge Frau sagte nochmals säuselnd; "Hörst du mich?" Endlich sah ich auf. "Ich denke du bist blind. Draußen steht ein junger Mann vor der Tür und der sieht dich schon die ganze Zeit so an als wärst du ein Engel. Gefällt dir das nicht wenn dich ein junger Mann dich so aufmerksam ansieht? Dort kannst du frische Luft schnappen. Hast du das verstanden?" Die aufreizende Frau sah zur Türe. Erst musterte sie mich von oben bis unten herablassend dann nickte sie ein wenig zu energisch. "Ok-aaaay", sagte sie nun entschlossen und machte einen Schmoll-Mund. Sie lächelte mit ihren kalten hellblauen puppenartigen Augen und klapperte kurz mit den Wimpern, dann wandte sich ab. "Dann geh ich mal. Achso" sie drehte sich nochmals um. "Wollte dich, ähh, Sie nicht stören. Auf Wiedersehen", sie winkte kurz mit aufspreizenden Fingern und verließ mit aufreizendem wippenden Gang den Raum. Mehrere junge Männer wandten sich aufmerksam zu ihr um. Ja, dachte ich, die Jugend von heute. Ich entdeckte nun endlich in meiner Handtasche mein Notizbuch in dem ich normalerweise alltägliche Notizen machte. Wer schrieb oder Musik machte konnte darin auch seine versteckt sitzenden tiefen Gefühle der Leidenschaft heraus lassen und auch Trauer, Wut und Liebe.

Danny, schrieb ich hinein. Ich entschied dass es nun mein Tagebuch sein würde. Ich würde nun mit Danny abschließen müssen, meiner Vergangenheit. Meiner tiefen Trauer. Es waren alte befleckte Wunden und ich beschloss dass sie nun nur noch als Narben in meinem Innersten, meiner Seele existieren würden. Nicht mehr als Wunden.


Danny .

Es war nun endlich Frühling geworden. Die Saat lag schon auf den Feldern. Der Wald wurde jäh grün und das Laub bedeckte nun fast alle Bäume von Lindenhalde meiner Heimat in Bayern. Dem Bauernhof meiner Familie. Mitten auf dem Lande. Der Sommer brach an und ich lernte den netten außergewöhnlich eleganten jungen Mann kennen. Er half uns bei der Ernte. Ein fleißiger Gärtner. Er war noch nie da gewesen und ehe die letzte Ernte vorbei war verschwand er wieder wie als wären mit ihm auch meine Hoffnungen gegangen. Meine Hoffnung die ihm gehörte. Keinen noch so attraktiven Veehrer der jungen Männer aus dem Dorf die mir interessiert nachsahen galt diese Hoffnung. Ich wusste auch wenn es jeder sah meine Gefühle nicht zu zu geben. Ich hatte mich in diesen ungewöhnlich gutaussehenden Erntehelfer verliebt. Noch nicht einmal siebzehn Jahre verließ ich jene Heimat und fing als einzigstes Bauerskind meiner Familie das studieren in München an. Die anderen Geschwister blieben zu Hause. Sie würden den Hof meiner Familie eines Tages erben und die Mädchen würden heiraten und eigene Kinder großziehen. Noch war es nicht spruchreif. Sie waren ja alle noch selbst Kinder. Ich die Älteste. Tiermedizin war höchst anspruchsvoll und die Desinteresse nahm dem Studium gegenüber immer mehr zu. Mit jedem Tag wurde ich trauriger. Der Mut entließ mich. Ich wusste nicht was mir fehlte. Des nachts träumte ich von Lindenhalde, von dem außergewöhnlichem jungen Mann. Vom Sommer und den Duft nach Harz in den Wäldern, von meiner Familie und wurde noch trauriger. Im darauffolgenden Frühling kam Mama zum ersten Mal zu Besuch. Sie brachte mir ihren selbst gebackenen Apfelkuchen mit. Ihre Liebe heiterte mich ein wenig auf. Wir redeten lange. Gegen Abend brachte ich sie zurück zum Bahnhof. Sie würde mit dem Zug zurück fahren und Papa würde sie heute Abend abholen. Wie mir die Heimat fehlte. "Warum sind deine Noten so schlecht?", hatte Mama auf ihre mitfühlende streng mütterliche Art vorher gesagt überlegte ich als ich zurück ins Studentenwohnheim ging. Die Vögel zwiterscherten und der Geruch nach Frühling machte die Stimmung irgendwie etwas besser. "Weiß nicht." Sie kannte mich und hatte mich wissend angesehen. "Vermisst du vielleicht jemanden? Hast du dich verliebt?" "Wie meinst du das?", ich hatte sie wachsam angesehen. Wusste sie dass Danny mir unwahrscheinlich fehlte und mir die Zeit in der er da gewesen war mit jedem Tag mehr fehlte. Die Zeit kam mir vor als hätte sie nie statt gefunden und seine blaugrauen ausdrucksvollen Augen waren schon fast so fern in meiner Erinnerung so als hätte es sie nie gegeben. "Gibs zu, Angela, mein Kind. Danny war schon sehr nett zu dir." "Ja", und die Tränen waren nun endlich geflossen und die Trauer und Realität hatten nun endlich Besitz von mir ergriffen. Im gleichen Frühling hatte ich Dannys Brief in den Händen gehalten.

Liebe Angela, kennst du mich noch? Wir waren beide bei der Ernte in Lindenhalde und ich habe so lachen müssen als du sagtest dass ich mit dem Hut aussehe wie ein Clown vorm applaudierendem Publikum und ich sagte, schau mich an, schau mich weiter an und dann erkennst du auch dass ich kein Clown bin. Du bist eine außergewöhnlich nette junge Dame. Wenn Du magst können wir uns morgen in München in der Ludwigsvorstadt treffen. Ich warte am Bahnhof auf dich. Ich habe Dir auch etwas mitgebracht und der berühmte leckere Apfelkuchen von deiner Mutter. Sie lässt dich herzlich grüßen. In Zukunft werde ich öfters wieder in Lindenhalde bei den Ernten helfen. Wir sprechen uns noch. Freue mich sehr auf morgen und hoffe du nimmst Anteil an meiner Freude.

Dein Danny.



Wir trafen uns und im gleichen Jahr im Herbst verließ ich München wieder und ging zurück nach Lindenhalde und brach wegen zu schlechten Noten angesichts der Professoren mein Studium ab. Danny und ich waren sechszehn Jahre zusammen und übernahmen Lindenhalde angesichts der Altersschwäche meiner Eltern ehe ein schwerer Schicksalsschlag Danny und mich für immer trennten. Der Herbst war vorbei. November nahte und mit dem November ging auch mein Danny. Im Frühling hatte ich schon die bemerkenswerte Blässe in seinem Gesicht gesehen und als der Oktober endete war er ohnmächtig aufgefunden worden beim Holz spalten im Wald. Der Arzt stellte bei ihm einen Tumor fest. Die Krankheit war bereits fortgeschritten und nicht mehr heilbar. Im November hauchte er sein Leben aus.

Lange sah ich aus dem Fenster und zum See wo die Straßenlichter in der Ferne von Konstanz brannten. Es war bereits dunkel und im Restaurant saßen nun die ganz elegant gekleideten Leute. Paare, ältere Ehepaar. Verliebte. Ich hatte sie erst jetzt bemerkt. Ich musste akzeptieren dass Danny tot war. Es war nicht meine schuld gewesen. Ich war zu naiv gewesen um zu erkennen dass die krankhafte Blässe nicht von Gesundheit gezeugt hatte. Das einzige was Danny mir hinterlassen hatte waren unzählig schöne glückliche und interessante Erinnerungen. Nun lebte ich bei meiner Tochter Elisa und führte mit ihr die Nähfirma meines Enkelsohnes in der Nähe von Mainau am Bodensee. Akzeptieren, Loslassen und weitergehen, ich hatte es nun endlich verstanden, das musste ich. Nicht stehen bleiben, nicht aufgeben sondern weitergehen auch wenn ich Mal wieder hin fallen würde. Das Leben ging so hart dies auch war, weiter. Das war der Sinn des Lebens, es ging weiter.










23 Octobre 2021 21:18 0 Rapport Incorporer Suivre l’histoire
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La fin

A propos de l’auteur

Rebecca Wolff Rebecca Wolff ist auf der schwäbischen Alb geboren, wohnhaft im Kreis Stuttgart. Schreiben ist ihr Hobby. Es ist wunderbar in die Welt des Schreibens einzutauchen und auch zu lesen. Sie denkt gerne über den Sinn des Lebens nach, hinterfragt auch vieles. Ihre eBooks beschreiben meistens das Leben.

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