anneclara Anne P. Clara

Mein Reiseziel war die große Doppelinsel Neuseeland. Während ich mich mit rasch gewonnenen Freunden in Valparaiso über die einzuschlagende Route unterhielt, tönte vom Hafen her ein merkwürdig heulender Sirenenton... Autor: Ferdinand Emmerich


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Mein Reiseziel war die große Doppelinsel Neuseeland. Während ich mich mit rasch gewonnenen Freunden in Valparaiso über die einzuschlagende Route unterhielt, tönte vom Hafen her ein merkwürdig heulender Sirenenton.

»Was mag denn das für einer sein?« fragte Oldehaver, der junge Bierbrauer aus Santiago. »Den Ton haben wir hier doch noch nie gehört. Der heult ja wie ein Kriegsdampfer.«

»Laß' ihn heulen,« fiel ihm Köhler in die Rede. »Solange es kein Kosmosdampfer ist, der unseren Forscher nordwärts entführt, hat er kein Interesse für uns. – Prosit!«

»Merkwürdig, daß man keine einzige direkte Verbindung von hier nach Australien hat, wo doch die beiden Länder, Chile und Neuseeland, auf denselben Breitengraden liegen und beide einen regen Handelsverkehr haben.«

»Aber nicht miteinander,« antwortete der Agent der Kosmoslinie. Höchstens Kohlenschiffe wählen den direkten Weg. Wer, wie Sie, nach der anderen Leite des stillen Ozeans will – und das kommt nicht oft vor –, muß bis San Franzisko nach Norden hinauf und dann dieselben fünfundsechzig Breitengrade wieder zurückfahren, um Australien oder Neuseeland zu erreichen. Das ist noch ein wunder Punkt in unseren Verkehrsverhältnissen.«

»Ich würde ein Segelschiff nehmen,« fiel der Kapitän der ›Denderah‹ ein, die gerade im Hafen lag und ›heimwärts‹ bestimmt war. »Draußen liegt ein feiner Blankeneser Dreimaster, der nach Sidney will. Reden sie doch ein Wort mit dem Kapitän. Seegewohnte Passagiere nimmt er vielleicht mit.«

»Na, ich weiß doch nicht...« sagte der Agent, wurde aber in seiner Rede von einem jungen Hamburger unterbrochen, der atemlos in die Bierhalle stürzte und rief:

»Draußen liegt ein amerikanischer Vergnügungsdampfer! Alles machen uns die Yankees nach. Kaum haben unsere großen Reedereien damit angefangen, da kommt auch schon der Amerikaner und läßt auch solche Luxusdampfer laufen. Nur, daß es mit der Aufmachung ein wenig windig ist. – Ich war eben an Bord...«

»Wohin geht denn die Vergnügungsreise?« unterbrach ich den Wortschwall.

»Nach den Südsee-Inseln, Australien, was weiß ich!«

»Donnerwetter!« rief ich aufspringend. »Das wäre ja etwas für mich. An wen muß ich mich da wenden. Wie heißt der Agent?«

»Hm – glauben sie, daß Sie das aushalten? Vier bis fünf Wochen mit den Yankees beiderlei Geschlechts auf dem langweiligen Pazifik zu leben? – Übrigens fragen sie beim amerikanischen Konsul an. Da steht er gerade an der Bar und nimmt seinen Whisky mit Soda...«

Der junge Landsmann sprach noch weiter, als ich schon mit dem mir bezeichneten Herrn verhandelte.

»Mit dem ›Washington‹ wollen sie nach Australien?« fragte der Konsul, indem er mich mit kritischem Blicke musterte. »Das wird viel Geld kosten, denn wir müssen von Ausländern natürlich den Überfahrtspreis erheben, den unsere Dampfer von hier nach Frisko und weiter nach Auckland nehmen. – Es ist wegen der Konkurrenz. Die Vergnügungsdampfer dürfen unseren anderen Linien keine Passagiere wegnehmen. Fair play, you know

»Das begreife ich alles, bester Herr. Aber ich mache im Auftrage eines hervorragenden wissenschaftlichen Institutes der glorreichen Vereinigten Staaten eine Forschungsreise. Und da auch Engländer nach Neuseeland unterwegs sind, möchte ich denen den Rang ablaufen und Galveston die ersten Berichte sichern... Sie verstehen...«

»Aoh, wenn das so ist, dann wird der Kapitän mit sich reden lassen. – Sie haben doch Papiere von der Universität?«

»Hier sind sie, Herr Konsul!«

»Well! Kommen sie heute abend zu mir. Ich werde Ihnen Nachricht geben. – Hm, also Engländer wollen auch die Veränderungen im Gebiete des... wie nannten sie doch das Ding da? ...«

»Des Rotomahanasees...«

»Na ja, das wird der Kapitän wissen! Also die wollen das auch durchforschen und sind schon unterwegs?«

»Sie sind im Begriff abzureisen. Wenn mich der ›Washington‹ mitnimmt, sichern wir den Vereinigten Staaten die ersten Berichte.«

An unseren Tisch zurückgekehrt, ging das Fragen los. Nicht direkt, aber auf Umwegen wollte der Kosmosagent gern wissen, ob er Gefahr liefe, seinen Passagier zu verlieren.

»Der Amerikaner wird keine Passagiere von hier mitnehmen, nicht wahr? Ich las die Absage auf seinem Gesicht.«

»Nicht doch! Ich hoffe morgen an Bord gehen zu dürfen. Es sind nur noch Formalitäten zu erfüllen.«

»Ja, ja, die hiesigen Behörden sind streng. Nicht jeder Dampfer kann hier so ohne weiteres Passagiere mitnehmen.«

»Möchte wissen, wer mir das verbieten will?« fragte der Kapitän.

»Schauen wir uns den Dampfer in der Nähe an, meine Herren,« schlug Köhler vor. »Mir als chilenischen Offizier wird man es nicht abschlagen, die Einrichtungen an Bord in Augenschein zu nehmen.«

Außer mir folgte keiner der Anwesenden der Aufforderung. Unterwegs fragte mich mein Begleiter nach dem Papier, das ich dem Konsul ausgehändigt hatte.

Ich mußte lachen.

»Wenn Sie mich nicht verraten, sage ich es Ihnen. Ich habe den guten Mann ein wenig verkohlt. Ich reise im Auftrage der Universität in Galveston nach Neuseeland, um dort die geologischen Veränderungen festzustellen, die bei dem jüngsten Erdbeben in dem berühmten Becken der Taupozone stattgefunden haben. – Nun habe ich als Grund meiner Eile angegeben, daß auch von England aus Gelehrte aufbrechen, um dasselbe zu untersuchen. Wenn nun Amerika zuerst da ist, dann hat dieses Land auch die ersten Berichte... Ich spekulierte dabei auf den Nationalstolz der Yankees.«

»Wann sind denn die Engländer abgereist?«

»Was weiß ich! Ich habe keine Ahnung, ob überhaupt jemand dorthin reist. Es ist ja eine englische Insel, dieses Neuseeland, und es wird nicht an Männern in Auckland fehlen, die das feststellen. – Für mich handelt es sich darum, von hier fort zu kommen, und das hoffe ich zu erreichen.«

»Das haben sie gut gemacht,« lachte Köhler. »wenn Sie den Engländer gegen die Amerikaner ausspielen, dann gewinnen Sie die Partie.«

Am nächsten Tage wurde ich feierlich an Bord des Dampfers ›Washington‹ empfangen. Ich sage feierlich, denn gegen die Regel auf solchen Dampfern standen der Konsul, der Kapitän, ein paar Offiziere, der Doktor und eine Anzahl von Herren und Damen oben an der Treppe und begrüßten den »berühmten« Forschungsreisenden in ihrer Mitte. Ich bekam eine sehr gute Kabine und erfreute mich während der ganzen Reise bester Bedienung und größter Zuvorkommenheit aller Mitreisenden, besonders der älteren Damen. Alles das, was ich in den ersten sechs Bänden dieser »Erlebnisse« niedergeschrieben habe, mußte ich erzählen. – Allabendlich umgab mich ein wissensdurstiger Kreis, an den sich, nach verschwinden der alten Damen, die Schiffsoffiziere anschlossen. Dann allerdings wechselte das Thema und man vertiefte sich in Gespräche, die besser zum »Whisky mit Soda« passen.

Juan Fernandez, die Robinson-Insel, oder, wie sie offiziell in den chilenischen Karten heißt, »Mas a tierra« war unser erster Haltepunkt. Schon am Tage vorher hatte fast jeder der Passagiere das bekannte Buch von Defoe »Robinson Crusoe« in der Hand und las eifrig die Abenteuer des armen Matrosen nach, damit man nachher auch alle die Orte kennen lernte, an denen sich diese und jene Begebenheit abspielte. Daß ich dabei von allen Seiten mit Fragen bestürmt wurde, brauche ich kaum Zu erwähnen. Alle Proteste, daß ich die Insel nie besucht, fielen nicht ins Gewicht. Ich mußte eben alles wissen. – »Wozu sind Sie denn Forschungsreisender.« Mit Mühe nur konnte ich mich der Aufforderung, den verschiedenen Gruppen als Führer zu dienen, entziehen. Zum Glück gab es unternehmungslustige Eingeborene, die sich gern ein paar Dollars verdienten. Unter deren Leitung verteilten sich die wißbegierigen Passagiere auf der Insel.

1 de Octubre de 2020 a las 10:08 0 Reporte Insertar Seguir historia
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