david-black- David Black

Ein fanatischer Priester aus dem Mittelalter. Ein pubertierendes Mädchen aus der Gegenwart. Ein gnadenloser Kopfgeldjäger aus der Zukunft. Wenn sie gewusst hätten dass sich ihre Wege bald kreuzen, wären sie vielleicht durch eine andere Pforte gegangen. Aber der Plan sah etwas anderes vor. Etwas ganz anderes.


Fantasy Not for children under 13. © David Rudloff/All rights reserved/Berlin 2022
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Prolog


Wahre Geschichten beginnen immer mit einem Ende und enden immer mit einem neuen Anfang.

(David Black)


Nürnberg 1592


Heute ist ein guter Tag zum Sterben.


Valerius schritt langsam durch den Wald. Tief sog er die frische Herbstluft in seine Lungen ein. Gemächlich, fast schleichend, schritt er durch den rot gelb leuchtenden Blätterwald. Er mochte den Herbst und die stetige Vergänglichkeit der Natur. Ein Zeichen dafür, dass die Gesetze ihren rechtmäßigen Weg gingen. Die untergehende Sonne, tauchte die verbliebenen Blätter der knorrigen Bäume in ein rot goldenes, glühendes Leuchten. Eine Magie die ihn jedes Jahr aufs Neue in seinen Bann zog. 42 Jahre nun schon, genau genommen. Aber die Zeiten änderten sich rasant und die letzten Jahre hätte er gut und gerne überspringen können. Seine schwarzen und ansatzweisen weißen, schulterlangen Haare, umspielten ein markantes Kinn und die Gesichtszüge eines Mannes, der schon alles gesehen hat, was diese unheilige Welt zu bieten hatte. Was sollte nur aus einer Welt werden, in der das Böse immer mehr auf dem Vormarsch war? Die Ereignisse häuften sich. Umso wichtiger war es präsent zu sein, seinem Schicksal Folge zu leisten. Gott hatte schließlich ihn auserwählt, die Gebote zu verkörpern und die Ordnung zu erhalten. Wer wenn nicht er, wäre dazu in der Lage sich den Machenschaften der Hölle entgegenzustellen und dafür zu Sorgen, das das Gute und die Ordnung erhalten blieb?


Manchmal, an kalten Winterabenden, plagten ihn Sorge und Zweifel wer sein Amt zukünftig übernehmen sollte. In den ganzen verdammten letzten 15 Jahren, ist nicht eine Person in Betracht gekommen, die würdig oder fähig gewesen wäre sein Amt fortzuführen. Die heutigen Knaben hatten verdammte tausend verruchte andere Dinge im Kopf, als den Sinn die Weltordnung zu erhalten und zukünftige Generationen vor den Mächten des Bösen zu schützen. Unzählige Nächte schon schlug er sich verzweifelt um die Ohren, von Sorgen geplagt wer, ja wer nur endlich infrage kommen würde seines Amtes mächtig zu werden. Gab es denn auf der Welt niemanden der die alten Schriften so würdigte wie er es tat und verstand, wie wichtig es war, die Welt vor dem kommenden Unheil zu bewahren?


Valerius stolperte und wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. Ah, die Wurzeln der alten Eiche. Das Manifest der Geschichte dieses Dorfes. Hier war die Lichtung an der er rechts abbiegen musste. Unweit der alten Gräber ihrer Vorfahren war es nicht mehr weit, dann würde er den Hügel der Verdammten erreichen. Gewiss warteten sie schon. Ungeduldig und voller Anspannung den Prozess endlich vollziehen zu können. Wie oft schon war er diesen Weg in den letzten, vielen unheiligen Jahren geschritten? Er wusste es nicht. Irgendwann ist man des Zählens überdrüssig und konzentriert sich lieber auf das Wesentliche. Die Macht und den Segen Gottes. Er fragte sich oft warum ausgerechnet er auserwählt wurde. Aber er kam immer auf die gleiche, ernüchternde Antwort. Es war einfach seine Bestimmung. Und genau die würde er in den Augen seines zukünftigen Seinesgleichen erkennen. Oh ja, das würde er. Der richtige Mann, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.


Nach einigen weiteren Minuten, der Mond schob sich behäbe durch die dichten Wolken, langsam den Horizont hinauf, hatte Valerius von Thorberg sein Ziel erreicht. Auf einer kleinen Anhöhe am Waldrand, warteten bereits ein Dutzend Männer, einige mit Fackeln, auf den Geistlichen. Einige traten bereits ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und tuschelten leise miteinander. Köpfe drehten sich in die Richtung, in der er aus dem Waldrand trat und ein leises Raunen durchbrach die Stille, als Valerius langsam der Menge näher kam. Die Sonne war nun fast untergegangen und tauchte den Himmel, die letzten Minuten dieses Tages, in ein rotviolett das in der Natur seinesgleichen suchte. Einer der Männer, dicklich und mit einer leichten Mütze die schief und schmutzig auf seinem fleischigen Kopf saß, kam ungeduldig auf ihn zu und reichte ihm einen kleinen Zettel. Obwohl dieser stark vergilbt war und die Handschrift krakelig, wie die eines gerade erst schreiben gelernten, unerfahrenen Mannes, konnte er doch lesen um wen es sich in diesem Fall handelte. Nun gut, Gottes Wege sind unergründlich.


Valerius schritt langsam auf die Mitte der Anhöhe zu. Die kauernde, rothaarige Frau die dort an einem Pfahl angebunden war, richtete sich auf, durchbohrte ihn mit einem anklagenden und doch ängstlichen Blick, der jedem anderen das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. Doch er machte seine Arbeit nun schon zu lange, als das ihm dass etwas ausmachen konnte. Welch eine Schönheit, schoss es ihm kurz durch den Kopf. Zu schade, doch der Teufel kommt in vielen Gestalten. Ein Räuspern hinter ihm, riss ihn aus seinen Gedanken. Diese unseligen Tage. Nun denn, eine kurze Zeremonie und dann konnte er sich wieder seinen Schriften widmen. Valerius erhob seine Stimme.


>> Patricia Kammer, aufgrund von Hexerei und des Bundes mit dem Teufel, verurteilen wir dich zum Tode auf den Scheiterhaufen. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.<<


Valerius zeichnete mit der flachen, bleichen Hand ein Kreuz in die Luft und fügte kaum hörbar hinzu:


»Möge Gott deiner armen Seele gnädig sein.<<


Die Fackel besetzte Hand einer der Männer, senkte sich zeitlupengleich auf die mit trockenen, Stroh bestickten Holzscheite, die um den Pfahl herum aufgebaut waren. Das Feuer verschmolz mit dem Abendhimmel und die gellenden Todesschreie der vermeintlichen Hexe, durchdrangen Valerius wie der Nebel den dichten Wald. Er war bereits auf den Rückweg, kein Grund der Zeremonie länger beizuwohnen als nötig. Er sog den Geruch des feuchten Mooses und Waldes tief ein. Als der Mond die Sonne überstach und die Schreie langsam und qualvoll verglommen dachte er sich:


>>Ja, heute ist ein guter Tag zum Sterben.«


Sept. 13, 2022, 10:36 p.m. 0 Report Embed Follow story
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