Kurzgeschichte
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Himmelsstadt

In einem kleinen Zug, der die Städte Berlin und Hamburg miteinander verband, saß ein Junge. Er hatte die Augen geschlossen und sein Kopf war in die Lehne gerutscht, doch als der Zug ruckartig anhielt, fuhr er hoch und sprang auf.

Flint Vare war sein Name und er war auf dem Weg zu seiner entfernten Cousine Mellis Vare. Sie lebte in einem kleinen Dorf, bei dem der Zug kurz anhielt und die alten Leute aussteigen ließ.

"Der Zug hält nun in Caelum Oppidum. Ich bitte die Fahrgäste, die in Caelum Oppidum diesen Zug verlassen, nun auszusteiegen."

In Caelum Oppidum lebte niemand den Flint kannte und trotzdem zog es ihn dahin. Er wollte aussteigen, doch im war klar, dass der Zug erst in vielen Stunden wieder hier halten würde. Obwohl ihm das alles bewusst war, schob er die Abteiltür auf, ging mit leisen Schritten heraus und hüpfte im letzten Moment noch aus dem Zug.

Nun stand er da. Er blickte dem wegfahrenden Zug hinterher, und wunderte sich, dass er ausgestiegen war. Erst jezt wurde ihm bewusst, dass er 12 Stunden warten musste, bis der Zug das nächste mal in Caleum Oppidum hielt.

Flint blickte sich um. Wenn er nun schon einmal hier war, dachte er, dann würde er auch erst einmal hier bleiben. Kleine Häuser säumten den kleinen Gehweg, der vom Banhof wegführte. Keine Menschensseele ließ sich hier blicken. Stattdessen schwirrten flache blaue Lichter neben und über ihm, als wollte sie ihn von allen Seiten betrachten.

Okay, er ist normal

Gut, können wir uns dann verwandeln

Ich weiß nicht

Er sieht ja schon ganz süß aus, also ich denke, ja

Als ob tausend Stimmen auf einmal diese Worte sprachen, hörte es sich an.

"Hallo?", fragte er. Urplötzlich erschienen zwei normal aussehende Menschenvor ihm. Die blauen Lichter waren verschwunden, doch diese Menschen hatten auch einen leichten Heiligenschein aus blauem Schimmer.

"Guten Tag, schöner und süßer Jüngling", sagte die eine.

Die andere, es waren beides Frauen, erwiderte genervt: "Nimm sie ja nicht ernst. Wie bist du hierhergekommen? Ich nehme an, du bist noch ein Kind? Es wäre sehr traurig, wenn du aus ganz normalen Gründen hierwärst-Du weißt sicher wieso?", doch Flint hatte keine Ahnung. Und er wusste auch nicht, wo diese Menschen plötzlich herkamen und was sie von ihm wollten.

"Tut mir sehr leid, aber ich habe keine Ahnung wo ich bin. Was seid ihr-Sorry, das war unhöflich", fragte er.

Die beiden Frauen starrten ihn an, als würden sie noch etwas erwarten, wie ein Lachnen oder den Satz: War doch nur ein Witz

Aber als nichts dergleichen kam, sagten sie: "Du bist in der Himmelsstadt. Hierher kommen alle Seelen, die ein normales Leben hatten. Die Superstars leben im Himmelshotel. Fünf Sterne und wenn du mich nach meiner Meinung fragst", sie beugte sich näher an ihn heran, "auch sehr hässlich"

Als Flint immer noch nicht aussah, als hätte er irgendetwas verstanden, sagte die Frau, die ihn vorhin als süß bezeichnet hatte: "Stadt für Tote, Himmelhotel, hässlich, kapiert?"

Flint nickte langsam. Es kam ihm komisch vor, etwas so absurdes zu verstehen, aber er tat es.

"Und du, bist du gestorben, oder nicht?", fragte sie.

"Nein, ich leb noch, unten auf der Erde. Oder so..."

Die Frauen sahen ihn an. Dann sagte die eine, die immer noch zu ihm runtergebeugt stand:

"Ich bin Liv McStart und ich weiß nicht mal, wovon ich gestorben bin, aber damals war ich 99 Jahre alt. Ich hatte ein schönes Leben und mein Leibgericht war Holunder."

Flint wunderte sich, denn die Frau, die vor ihm stand, sah aus wie 20 und war sogar relativ hübsch.

"Hier kann man sich das Alter aussuchen, cool nicht?", fragte Ms McStart und richtete sich auf.

"Cool, ich meine wirklich.", sagte Flint.

Die andere Frau begann jetzt zu schnattern: "Ich bin Lisa Hutz, gestorben an Apfelvergiftung und war genau 87 Jahre alt. Ich hatte ein wunderbares Leben, bin liebend gern durch die Stadt gestreunert und hab den Zugfahrer geärgert, indem ich jeden Tag mit ihm von hier nach da fuhr. Nach meiner Apfelvergiftung bin ich mit ihm bis hierher gefahren und habe mich dann verabschiedet."

Flint fuhr sich mit der Hand durchs Haar, als ein besonders hibbeliges Licht vorbeiflog, und sich neben ihm in ein blondes Mädchen verwandelte. "Hey, jetzt sagen wir diesen alten Leuten mal Tschüss und du kommst mit mir. Ich bin Ly Senten und war gerade null als ich starb. Meine Mutter ist mit mir bei diesem Banhof ausgetsiegen und wir konnten nicht mehr zurück. Pech! Dann bin ich hier aufgewachsen und hab mir mit zwei Jahren das Alter 12 ausgesucht. Bye, ihr beiden.", sagte sie.

Sie zog ihn mit sich an den Häusern vorbei und dabei wippte ihr Pferdeschwanz beträchtlich.

"Okay Ly, wir wollen diesen Ausflug doch zusammen genießen oder? Nur wir beide. In der romantischen Stadt-". er brach ab, als er sah, wo Ly ihn hingeführt hatte. Ein riesiger Springbrunnen stand in der Mitte eines großen, bunten Parks, der von überall her neue Bäume sprießen ließ. Bestes türkises Wasser sprudelte aus dem Brunnen und Ly hatte sich schon auf seinen Rand gesetzt.

"Du hast recht.", sagte sie und klopfte auf den Platz neben ihr. Flint lief staundend zu ihr und fragte mit einer eher flüsternden Stimme: "Wirklich? Ich meine ist das hier wirklich? Es ist so wunderschön!"

Ly nickte und sah sich um. Die Bäume hatten tausend Farben, der Brunnen war so prachtvoll, dass Flint sich nicht mehr davon abwenden konnte, und es schien die Sonne, ein Regebogen strahlte über ihnen und die Temperatur war angenehm. Flint setzte sich zu Ly, da er hoffte, im nächsten Moment würde das Mädchen mit den grünen Augen, der sonnengebräunten Haut und den vielen Sommersprossen ihn küssen.

Er spitzte die Lippen, ließ die Augen jedoch noch einen Spalt auf und sah, wie sie sich ihm näherte.

Doch im nächsten Moment spürte er einen Schlag auf den Hinterkopf. Er riss die Augen auf. Sie hatte eine dunkelbraune Augenbraue hochgezogen und ihm mit der Hand auf den Hinterkopf geschlagen. "Schwachkopf", rief sie, "du wirst in schon 8 Stunden wieder abgeholt. Da kann ich dich doch nicht küssen", sagte sie. Und ließ sich rückwärts mitten in Brunnen fallen.

Flint ärgerte sich über Ly, doch er guckte hinter ihr in den Brunnen. Man konnte sie nicht mehr sehen. Flink zog er sich bis auf die Unterwäsche aus und sprang hinterher. Als er das Wasser berührte, war es wie fliegen. Mit angehaltenem Atem tauchte er tiefer und tiefer. Dort unten war sie. Nicht einen Moment wunderte er sich über die unendliche Tiefe des Brunnens. Flint merkte plötzlich, dass er keine Luft mehr bekam. Er konnte nur ganz schwach die Oberfläche des Brunnens sehen, und er würde es wohl nicht mehr schaffen. Kurz bevor er drohte ohnmächtig zu werden, schnappte er nach Luft und merkte, dass er atmen konnte. Wie durch Kiemen sog er das kalte Wasser ein, und tauchte weiter bis nach ganz unten, wo auch Ly war. Sie redete. Und Flint verstand wie durch einen seidenen Schleier, was sie sagte. "DU BIST DRAN"

Flint schwamm hinter ihr her und tippte sie an. Und so spielten sie Minuten lang unter Wasser. Flint tauchte auf und spürte, wie die Luft anfing, seinen Körper zu trocknen. Als er aus dem Brunnen stieg, bemerkte er seine schrumpelige Haut, wie als wäre er Stunden unter Wasser gewesen. Neben seinen Klamotten, die er neben dem Brunnen in der Sonne hatte liegen lassen, war neue Unterwäsche. Kurz wunderte er sich. Doch dann zog er sich schnell um, bevor Ly aus dem Brunnen kam. Gerade als er den Hosenstall zugeknöpft hatte, tauchte auch sie auf.

"Das hat Spaß gemacht, aber jetzt haste nur noch 3 Stunden.", sagte sie.

"Was? Nein, wir haben doch nicht fünf Stunden gespielt?!"

"Oh, doch. Das haben wir."

Flint blickte auf die Uhr. Es stimmte. Ly rieb sich die Arme. "Wir sollten gehen. Gleich regnet es. Zu Hause können wir auch noch was machen. Oder nein, lass uns in den Circus gehen. Das ist wirklich unglaublich", sagte sie.

Als Flint vor dem Circus stand und das Schild betrachtete, war er schon ein wenig traurig. Dort stand: Vorstellungsddauer: 2 Stunden und 30 Minuten

Flint betrat das beeinfruckende Circuszelt, das von außen aussah, wie eine blaue Melone und von Innen wie eine Ananas geformt war. Ly saß schon an ihren Plätzen, mit Popcorn in der einen, und Cola in der anderen Hand.

Die Vorstellung begann. Der Circus führte eine tolle Nummer nach der anderen vor. Doch Flint hatte das alles schon gesehen. Für Ly war es toll und immer wieder krieschte sie: "Oh" und "Ah".

Flint jedoch dachte an seine zu Hause. Die Welt war nicht mehr so wundervoll. Für Flint war der Krieg wohl das schlimmste. Aber er konnte nichts tun.

Als die Vorstellung schließlich zu Ende war, sagte er genau das zu Ly. Sie machten sich auf den Weg zum Banhof und dabei schimpfte Ly lauthals über Krieg: "Das ist ja mal sowas von das allerletzte. Ich meine: Halloooo!? Sind die denn alle volkommen bescheuert??? Wenn du wieder zu Hause bist, dann musst du denen mal gründlich die Meinung geigen. Nach Ly-Art, klar? So, wie ich vorhin den Popcornverkäufer dazu gebracht hab, uns die besten Plätze zu geben, klar?"Flint lachte. "Und wie oft soll ich dir noch sagen, das der Verkäufer die Plätze gar nicht vergibt?!" "Ach egal!",und als sie schließlich vor dem wartenden Zug standen, kamen auch noch Lisa Hutz und Liv McStart. Ly umarmte ihn, schien dabei jedoch ein bisschen unentschlossen. Als Flint sich schon auf seinen Platz gesetzt hatte, und die Abteiltür gerade schließen wollte, kam Ly noch einmal angerannt, zog ihn aus dem Abteil und küsste ihn. Flint war überwältigt. "Der Zug verlässt den Banhof in 1 Minute." Ly ließ ihn los und rannte aus dem Zug.

Als Flint Minuten später im Abteil saß, dachte er: "Ich beende den Krieg, Für den Himmel und für Ly"

ENDE


27. März 2022 10:53 1 Bericht Einbetten Follow einer Story
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Das Ende

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Ananas Bananas Ananas Bananas
Hello, du bist so talentiert
June 29, 2022, 14:34
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