kristin-sypiena1630230473 Kristin Nanu

Alle Freundinnen der 18-jährigen Alea hatten schon einen Freund- nur sie nicht. Sie ist schüchtern und voller Selbstzweifel. Dann meldet sie sich bei einer Online-Plattform für Singles an. Vielleicht findet sie dort endlich ihren Traummann, denkt sie sich und geht voller Hoffnung, aber auch Angst, zum ersten Date.


Jugendliteratur Nicht für Kinder unter 13 Jahren.

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Im Fortschritt - Neues Kapitel Jeden Freitag
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Angst vor dem ersten Date

„Okay. Tief ein- und ausatmen, Alea,“ sagte ich inzwischen bestimmt schon zum zehnten Mal zu mir selbst und versuchte, mich zu beruhigen. Doch es war vergeblich.

Wieder einmal schafften es die ganzen Reize, die auf mich einströmten, meine ohnehin schon strapazieren Nerven weiter zu steigern.

Reizüberflutung, ein Problem, das ich häufig hatte. Sensibel auf Reize zu reagieren sei etwas Besonderes, sagten sie. Das kann nicht jeder. Du solltest dankbar sein.

Ich konnte es nicht mehr hören.

Vielleicht wäre ein ruhigerer Ort für ein erstes Treffen besser gewesen. Doch nun war es zu spät. Die Bemühungen, meinem Atmen zu lauschen und dabei zu entspannen, klappten nicht wirklich. Dazu schrien die Ball-spielenden Kinder, die fast das Salsa-tanzende Paar abschossen, zu laut. Auch die schnatternden Enten und die lachenden Jugendlichen, die vermutlich gerade auf ihre vollendeten Abiturprüfungen anstoßen, trugen ihren Teil dazu bei, dass ich immer nervöser wurde.

Langsam breitete sich nun auch Übelkeit in mir aus. Das bekam ich häufig, wenn ein mir wichtiges Ereignis anstand. Die schwitzenden Frauen, die etwa zehn Meter von mir entfernt ihr Bauch-Beine-Po-Workout machten, bewirkten nicht gerade, dass es mir besser ging.

Auch der nicht gerade angenehme Geruch von vergorenem Apfelsaft, Bier und Cola war immer noch in meiner Nase verhaftet geblieben. Leider konnte ich dem etwa fünfjährigem Jungen, der gerade auf der Suche nach Pfand vorbeikam, keine Flasche geben.

Warum hatte ich genau diesen Ort ausgewählt? Wieso nicht einen ruhigeren und friedlicheren Platz?

Die Antwort fiel mir wieder ein, als die Sonne aus ihrem Versteck gekrochen kam.

Hier auf der Wiese zu liegen oder zu sitzen, sich anstrahlen zu lassen, den Enten zuzuschauen, wie sie mit ihren Babys herum watschelten und fröhliche Menschen zu beobachten. Das pure Glück konnte dieser Ort ausstrahlen. Außerdem ließ mich das Beobachten der Menschen, die in Kanus oder Tretbooten den Fluss durchquerten, wie im Urlaub fühlen und den Stress des Alltags vergessen.

Ich merkte, wie sich mein Herzschlag wieder verlangsamte und ich mich entspannte. Doch als ich meinen Blick von der Sonne abwendete, um noch einmal meine Kleider zu richten, kam in mir der große Schreck auf. „Oh nein! Seit wann ist der denn hier drauf? Ich habe doch gar nichts gegessen!“ fluchte ich, als mir der riesige rote Fleck auf der Bluse auffiel. Platziert genau auf meinem Ausschnitt. „Da schaut er bestimmt nicht drauf“, versuchte ich mich selbst zu belügen. Wie konnte mir das nur passieren? Mit dem Fleck auf der Bluse sah ich aus wie ein dreijähriges Kind, das noch nicht richtig essen kann. Dass mir so etwas passieren musste, war mal wieder klar. Jedes Mal blamierte ich mich. Kein Wunder, dass mich niemand wollte. Ich würde ewig Single bleiben, wenn das so weiterging. Hätte ich doch nur das rote Kleid angezogen, wie Maya sagte. Rot mache mich sexy und attraktiver. Nächstes Mal würde ich auf sie hören. Sie hatte Recht, die Bluse ließ mich wie eine Spießerin aussehen. Aber dass uns beiden der Fleck nicht aufgefallen war, konnte doch nicht sein. Er war wohl schon vorher da, schließlich hatte ich vor lauter Aufregung seit Stunden nichts mehr gegessen. In meinem kleinen Zimmer, in dem es aufgrund der schmalen Fenster dauerhaft so aussah wie in einer dunklen Höhle, konnte man es vermutlich einfach nicht richtig sehen. Das alles hier war keine gute Idee. Ich wusste es doch von Anfang an. Es war sinnlos. Ob mit oder ohne Fleck, er würde mich eh nicht wollen.

Warum war ich überhaupt hergekommen? Wollte ich schon wieder eine Niederlage einstecken? Wahrscheinlich würden wir stundenlang schweigend hier sitzen und wüssten nicht, was wir uns erzählen sollten. Es würde wieder genauso ein Reinfall werden wie das letzte Mal. Vielleicht wäre es am besten, einfach wieder abzuhauen. Ich vermasselte es doch eh immer bereits am ersten Date. Neidisch schaute ich zu dem Salsa-tanzenden Paar. Würde ich doch auch nur das Aussehen dieser Frau haben und könnte mich so bewegen, dann hätte ich solche Probleme nicht. Dann wäre mein Traumpartner bereits bei mir. Die Selbstzweifel, die sich in mir breit machte, nahmen immer mehr an Fahrt auf. Als sie auf Hochtouren waren und ich mich von einem Gedanken zum nächsten immer weiter fertig machte, kam ich zu dem Entschluss, nun einfach abzuhauen.

30. August 2021 13:24 1 Bericht Einbetten 4
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MN Miriam Nickel
Gefällt mir ganz gut😊
October 11, 2021, 18:43
~

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